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AutorenbildStephan Thaddey

Management in der Praxis

Aktualisiert: 21. Aug. 2021

Die vergangenen vier Wochen verbrachte ich in einer Hütte des schweizerischen Alpenclubs. Zu dritt waren wir im Val Bondasca und haben die SAC Hütte "Sasc Furä" nach zwei Jahren Stillstand wieder zum Leben erweckt, Gäste versorgt und alles was notwendig war - am Haus und in der Umgebung - in Stand gestellt.


Die nächste Zivilisation ist rund 5h Fussmarsch und 1200 Meter tiefer im Haupt-Tal des Bergells - in Bondo zu finden. Es ist also durchaus so, dass fehlendes nicht einfach "mal schnell" organisiert werden kann. Alles was in die Hütte kommt wird vom Heli gebracht.


Morgensonne auf Sasc Furä

Der Hüttenwart hat eine sehr spannende Aufgabe. Es im Grunde genommen ist es exakt dasselbe, was ein Manager in der Industrie macht.


Allerdings sind in einem Umfeld auf 2000 Metern in den Alpen und weg von der Zivilisation die Bedingungen etwas anders.



1. Es gibt wenig bis keine Hilfe von aussen


2. Es gibt nichts zu delegieren


3. Es gibt keine Person, die dir sagt, was zu tun ist


4. Egoisten haben keine Chance hier









Was heisst das nun konkret? Hier ein Versuch, Antworten auf diese Fragen zu liefern. Würden diese vier alpinen Bedingungen in unserem Arbeitsalltag im Tal integriert, wir hätten weniger Fluktuation in den Firmen, Menschen welche zufriedener wären und mehr leisten würden.




Es gibt keine Hilfe von aussen

Somit bleibt nur noch eines: Mach das Beste aus der Situation mit den Ressourcen, die du hast.


Das beginnt bei der Motorsäge, welche eine total stumpfe Kette hat, geht über den Brunnen, welcher den Winter nicht ganz überlebte und endet beim Gefrierschrank, der nicht wirklich kalt werden will. Es sind unzählige Problemchen und Themen, welche angeschaut, bewertet und dann priorisiert und gelöst werden wollen. Manchmal fehlt es an Material. Dann ist Improvisieren angesagt. Das Sägeblatt wird mit einer Rundfeile geschärft, der Brunnen mit Draht und Schrauben fixiert und der Kühlschrank mit neuen Gas-Kartuschen versorgt.


Die Metapher für den Chef im Tal: Arbeite mit den Menschen die du hast. Denn du hast ja keine anderen. Entwickle diese Menschen, so dass Sie lernen, mit unsicheren und sich stetig ändernden Situation umzugehen.





Es gibt nichts zu delegieren

Somit bleibt nur noch eines:

Mach es selber.


Ja was mach ich denn wenn es kein Brot mehr hat? Ich backe neues.


Und warum mache ich das und nicht eine meiner beiden Hüttenkolleginnen?


Weil die bereits an anderen Baustellen arbeiten, z.B. eine Wand neu streichen, die Betten frisch beziehen oder den Benzingenerator wiederbeleben.


Und wenn das Brot gebacken ist, so haben alle wieder etwas zu essen und bleiben bei Kräften. Delegieren funktioniert also nicht, absprechen, wer was macht schon. Die Arbeiten erledigen sich auch hier oben nicht von selbst.






Die Metapher für die Chefs in der Industrie im Tal: Sei du selbst das Vorbild und scheue dich nicht, Arbeiten zu tun, welche du normalerweise nicht tun würdest.





Es gibt keine Person, die dir sagt, was zu tun ist

Somit bleibt nur noch eines:

Selber denken und dich einbringen.


In einem Umfeld, in welchem drei Leute 40 andere versorgen, sicherstellen, dass diese Wasser, Essen und ein Bett haben und vor allem, dass diese Bergsteiger Ihren Weg sicher gehen können, bleibt keine Zeit für eine Arbeitsvorbereitung für andere Menschen.


Ein erfolgreiches Management einer Berghütte bedeutet, dass ich 100% auf mein Team vertraue und dass jeder seinen Beitrag leistet. Jeder macht das, was er am besten kann und der Rest der Arbeit wird aufgeteilt. Und zwar fair. Das heisst, dass jeder auch mal den Müll leert, die WC-Anlage sauber hält, das Lager reinigt und so weiter. Es zählt nicht der Status einer Person, es zählt das Gesamtresultat. Und eines ist klar, dieses Resultat wird gnadenlos gemessen von den Hüttenbesuchern. Und Feedback bleibt nicht aus, garantiert.


Die Metapher für die Chefs im Tal: Menschen wollen etwas leisten und wenn ich das zulasse, dann beginnen diese Menschen selbständig und kreativ zu werden. Und damit bekomme ich viel mehr Energie und Kraft in meinem Alltag, weil ich nicht mehr für andere denken muss. Und sei dir bewusst: Deine Hüttenbesucher spüren, ob deine Mitarbeiter gelernt haben zu denken und sich einzubringen.





Egoisten haben keine Chance hier Somit bleibt nur noch eines:

Stell dein EGO zurück.

Abendstimmung auf Sasc Furä

Unser Ego lebt in unserer linken Hirnhälfte. In einer Berghütte haben linkshälftig gesteuerte Menschen keinen Platz. Zur dritt eine solche Aufgabe zu meistern funktioniert nur mit Team-Playern. Menschen, welche Ihre Bedürfnisse für einen bestimmten Zeitraum zurück stellen können und realisieren, dass sie einem grösseren Ganzen dienen. Um dieses grössere Ganze wahrzunehmen braucht es Ruhe. Die äusseren Bedingungen auf 2000 Metern über Meer wären gut dazu. Wer also zur Ruhe kommt, kann sich auch bewusst werden, was er tut.


Was kann ich persönlich tun für ein gutes Team-Klima? Ich kann es vorleben.


Die Metapher für Team-Player-Chefs: Arbeite an dir selbst, an deiner Fähigkeit, Dinge so wahrzunehmen wie sie sind und stell dein Ego zurück. Als Chef bist du defacto der letzte der Pyramide. Stell dir vor, du gründest eine Firma, und keiner arbeitet bei dir...







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